Kooperation ist eine gute Sache, wenn da nicht ab und zu das Misstrauen kommt, ob man sich wirklich vertrauen kann.

Genau aus diesem Gegensatz bezieht die Spielidee des Team Symbiosis vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ihren Reiz: Studierende des Instituts haben ihr Konzept für ein grafisches Echtzeitspiel, das von dieser Spannung lebt, beim Imagine Cup 2015 eingereicht, Microsofts weltweit größtem Technologiewettbewerb. Zwei Spieler können bei Symbiosis gemeinsam gewinnen oder gemeinsam verlieren. Der Clou: Wer den anderen Spieler im richtigen Moment hintergeht, ihn also verrät, kann das Spiel allein für sich entscheiden. Klingt ein wenig fies, ist aber wahrscheinlich nicht so realitätsfern. Und: Die Jury des deutschen Imagine Cup 2015-Finales fand das Spiel so überzeugend, dass sie das Team in der Kategorie „Games“ zum Sieger der nationalen Ausscheidung gekürt hat.

Auch der Gewinner in der Kategorie „Innovation“ kommt vom KIT: Die App CoZyPut (Cognitive Systems Input Solution) von Team Dogma ermöglicht es Menschen mit körperlichen Behinderungen, Videospiele mit der neuen Kinect v2 für Windows zu spielen. Für das Gameplay gibt es drei Eingabearten: Zungen-, Augen- und einarmige Gestensteuerung. Für die Menünavigation wird zusätzlich eine Sprachsteuerung angeboten.

Team Dogma

Der erste Platz in der Kategorie „World Citizenship“ ging ebenfalls ans KIT aus Karlsruhe: enCourage ist eine neuartige, innovative Multi-Plattform-Applikation, mit der sich anonym ein Notruf absetzen lässt, der alle Personen in der näheren Umgebung unmittelbar über einen Vorfall informiert, damit diese sowohl die Behörden alarmieren als auch durch Gruppenpräsenz auf die Situation deeskalierend einwirken können.

Team enCourage

Wie man sieht, hat das KIT ziemlich abgeräumt, wobei uns die Entscheidung bei all den tollen Projekten schwer fiel und ein Kopf-an-Kopf-Rennen war. In meinen Augen sind alle Gewinner und wir werden unser Bestes tun, all unsere Teams bei ihren weiteren Schritten zu unterstützen. Das Microsoft-Netzwerk ist groß, von meinen lokalen und internationalen Kollegen und Partnerunternehmen bis hin zu den aus Sicht unserer Imagine Cup-Teams „alten Hasen“ aus unserem Microsoft Ventures Accelerator, die den Schritt zum Gründen schon längst gewagt haben.

Um junge Leute auf dem Weg zu eigenen Geschäftsmodellen aktiv zu unterstützen, hat Microsoft schon zum 13. Mal Entwicklertalente auf der ganzen Welt eingeladen, ihre Ideen für innovative Anwendungen vorzustellen. Neben der Idee stehen dabei die eingesetzte Technologie hinter der Lösung sowie die Ausarbeitung eines erfolgsversprechenden Businessplans im Fokus. Zudem geht es um den interkulturellen Austausch zwischen den Teams sowie die frühe Vernetzung mit Partnern auf internationaler Ebene. Alles zusammen sind entscheidende Faktoren für das Erfolgspotenzial von Technologie-Projekten und ein wertvolles Sprungbrett für die eigene Karriere.

In den vergangenen zwölf Jahren haben mehr als 1,7 Millionen Entwicklertalente aus rund 190 Nationen am Imagine Cup teilgenommen. Teams wie Access Earth, die mit ihrer App Menschen mit Mobilitätseinschränkungen genaue Informationen über die Zugänglichkeit von Gebäuden, Rampen oder Toiletten geben, oder Estimeet aus Neuseeland, die Treffen mit Freunden leichter organisieren helfen, stehen für eine lange Erfolgsgeschichte des Wettbewerbs. Auch Entwickler aus Deutschland blicken auf eine erfolgreiche Cup-Teilnahme zurück: Das Team Graphmasters beispielsweise erhielt vor zwei Jahren im Rahmen der Imagine Cup Grants eine Förderung von 100.000 US-Dollar für die innovative Navigationssoftware „nunav”. Die Software hilft durch vorausschauende Planung, Staus zu vermeiden und damit den CO2-Ausstoß von Autos zu verringern. Die Anwendung basiert auf Microsofts Azure und koordiniert den Straßenverkehr durch einen Routenverteilungsalgorithmus. Aus der Idee für den Wettbewerb ist längst ein Unternehmen mit 13 Mitarbeitern und einer App geworden, die Autofahrern hilft, lästige Staus zu umfahren.

Nun heißt es Daumen drücken: Die drei Siegerteams der nationalen Vorausscheidung nehmen jetzt am weltweiten Halbfinale des Imagine Cup teil. Das Team, das die internationale Jury am besten von sich überzeugt, fliegt dann vom 26.7.-1.8. zum internationalen Finale nach Seattle – ganz in der Nähe unseres Hauptquartiers in Redmond. Den Siegerteams winkt in jeder Kategorie ein Preisgeld in Höhe von 50.000 US-Dollar. Ein Team wird sogar die Chance bekommen, eine persönliche Mentoring-Session mit Microsoft-Chef Satya Nadella einzulegen.

Lasst uns den Cup also nach Hause holen! Wobei ich mir sicher bin mir, dass die Teams auch unabhängig von einem Sieg des internationalen Finales ihren Weg gehen werden. Dafür sind ihre Ideen „Made in Germany“ einfach zu gut!